Höchste Eisenbahn
In Passau ist sie ein ungeliebtes Kind. Das Forum Passau beschäftigte sich im Februar-Stammtisch mit den Möglichkeiten des guten Miteinanders von Bahngleisen, Radweg und Fußgänger entlang des Inns.
Woher kommt die Aversion, die Geringschätzung der Eisenbahn in unserer Stadt? Kann es nur die Luftverpestung mit Diesel und die Lautstärke sein, wie Prof. Dr. Holm Putzke vermutet? Obwohl sich auf der Straßenseite jeden Tag tausende stinkender und lärmender Autos durch die Innstadt wälzen, worauf der Vorsitzende des Forums, Friedrich Brunner hinwies.
Das Forum ist bemüht, den Konflikt zu entschärfen. Martin Ziegler zeigte auf, dass ein Nebeneinander trotz einiger Engstellen möglich ist. Und Alexander Selbitschka zeigte in einem beeindruckenden Modell, wie eine elegante Abfahrt für Radler von der Marienbrücke aus möglich wäre.
Vier Stadträte waren da: Jonas Ludwig Weidenthaler, Boris Burkert, Matthias Weigl und ich. Und wir waren uns einig, dass man diesen Vorschlag seitens der Stadt prüfen sollte. Alles dauert viel zu lange. Auch seitens der CSU-Innstadt liegt ja längst ein Vorschlag vor. Aber die Mühlen der Stadtverwaltung mahlen langsam, wenn es um das Thema „Bahn“ geht und um die Radwege in Passau geht.
Wie schnell hatte man plötzlich eine Machbarkeitsstudie, als Andi Scheuer Förderungen für ein autonom fahrendes Shuttle auf eben dieser Route ins Spiel brachte.
Alles scheint lösbar, wenn man will. Wer nicht will findet Gründe, wer will findet Lösungen. Die Studie für das selbstfahrende Shuttle spricht auf jeden Fall nicht gegen eine Bahnverbindung von Grubweg in die Innenstadt - im Gegenteil!
Dass die gesamte Strecke über Jahre seitens der Stadt vernachlässigt worden ist, ja verschlampt ist scheint offenkundig.
Es geht nicht nur um Verkehr, es geht auch um Ausblicke, um Aufenthaltsqualität vor dem Hintergrund einer Weltkulisse, wie sie Passau darstellt.
Und noch was:
Ein wie immer geartetes Schienensystem braucht auch den richtigen Bahnhof.
Wie kommt man auf den neuen Poststeg? Welche architektonische Qualität bekommt dieser Übergang? Wäre es nicht doch vernünftiger, man würde das Geld für den neuen Steg in die Erweiterung der Bahnunterführung zur Grünaustraße und zur Bahnhofstraße investieren. Dann hätte man was Gescheites und der Hauptbahnhof wäre auch tauglich für Bahnsysteme im innerstädtischen Verkehr. Fritz Brunner sah das ähnlich. Wir brauchen eine Bürgerbewegung für unsere Bahn-Drehscheibe.
Es war ein toller Bogen, der beim Forums-Stammtisch gespannt wurde - sachlich, konstruktiv, visionär.
Es ist höchste Eisenbahn für Optimierungen am Passauer Hauptbahnhof und für ein respektvolles Miteinander entlang des Inns.
Gastbeitrag von Georg Steiner
